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Das "Kloster"

Das "Kloster"

Mädchenschule, Volksschule, Kindergarten

Ursprünglich befand sich die alte Burganlage der Edlen von Pirnpach auf dem Gelände des von einer Mauer umgebenen Kirchhofes rund um die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt.

Lageplan des Kirchhofes um 1824, noch ohne den neuen Kirchturm, mit alter Sebastianikapelle, noch mit vollkommen geschlossener Mauerumfassung und Torhaus (Portalstöckl).


Auf einem Aquarell aus der Zeit um 1625 kann man das Gotteshaus, die Sebastiani-Kapelle, sowie ein damals noch vorhandenes Restbauwerk eines Wehrturmes, und die umlaufend geschlossene alte Wehrmauer sehr gut erkennen. 


In Birnbach gab es Mitte des 19. Jahrh. – typisch für diese Zeit –
nur zwei Klassenzimmer im Schulhaus und einen Unterrichtsraum über dem Portalstöckl.

Das Portalstöckl beim Aufgang zur Pfarrkirche wurde 1906 abgebrochen. 


Im Jahr 1858 verstarb überraschend der in der Pfarrei Birnbach gebürtige Birnbacher Ortspfarrer Michael Maier. Zur Errichtung eines „weiblichen Klosterinstitutes“ für die Unterrichtung der weiblichen Schuljugend verfügte er in seinem Testament eine Summe von 6000 Gulden. Die 39jährige Birnbacher Ledererstochter Maria Lirk (heute Hoftstraße 12) stiftete 1864 ihr Vermögen in Höhe von ebenfalls 6000 Gulden für einen Fond zum Unterhalt der Englischen Fräulein (Maria Ward Schwestern) in Birnbach.


Nach schwierigen Verhandlungen mit zahlreichen beteiligten Institutionen wurde schließlich am 07. August 1865 mit dem Bau des Instituts der Englischen Fräulein begonnen. Schon am 13. Oktober 1866 fand die feierliche Einweihung statt. 

Die Abrechnung vom 29. März 1867 umfasste 54 Seiten, der Bau kostete 11.836 Gulden und 29 Kreuzer. In dieser Summe enthalten waren auch die Kosten der Errichtung der an das Kloster angebauten neuen Sebastianikapelle. Sie wurde am 13. Oktober 1867 eingeweiht und diente den Schwestern als Hauskapelle, wurde aber finanziert und mitgenutzt von der Sebastianibruderschaft.


Kloster und Klosterschule nahmen eine gute Entwicklung. 1874/75 gingen 117 Mädchen in die Werktagsschule für Mädchen (6-13 Jahre) und 86 Schülerinnen in die 3jährige Feiertagsschule.


Am 18. August 1906 wurde im Kloster erstmals eine Kinderbewahranstalt (Kindergarten) eröffnet, die durch die Stiftung von 3.000,- Mark der in München lebenden ehemaligen Birnbacherin Kreszenz Brunner eingerichtet hatte werden können. 


Lageplan des Kirchhofes um 1910 mit Schulhaus, Kloster und Sebastianikapelle. Das Portalstöckl ist bereits abgebrochen, die Kirchhofmauer nicht mehr geschlossen.


Oberinnen u. Vorsteherinnen im Birnbacher Filialinstitut der Englischen Fräulein 

1866 Bernada Godlshammer
1869 Ursula Obermüller
1886    Cassiana Kroiß
1911 Bonifazia Kalleder
1919 Hedwig Weigl
1924 Dorothea Schmid
1925 Hedwig Weigl
1931 Marianne Mandl
1932  Hedwig Weigl
1935 Euphemia Königer
1936 Hedwig Weigl
1950 Salesia Zobel
1952 Winefried Nothaft
1953 Aemiliana Zellner
1969 Clarina Salzberger
1973 – 4. Aug. Schließung

Besondere Verdienste um das Kloster und ihre Einrichtungen erwarb sich die fast 30 Jahre in Birnbach wirkende Oberin Cassiana Kroiss. Kinderbewahranstalt, Suppenküche, Errichtung der Lourdes-Kapelle gehen auf ihre Initiative zurück.


In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Schwestern immer wieder bedroht. So fand am 12. September 1935 ein „Haberfeldtreiben“ gegen Pfarrer, Kooperator und Klosterschwestern statt. Gegen Ende des Krieges konnte auch die Birnbacher Schule den Betrieb nicht aufrechterhalten. Erst am 27. September 1945 öffneten die Schwestern die Tore der Mädchenschule. Im November 1946 fand auch wieder Unterricht in der Knabenschule statt.


1955 änderten sich die Verhältnisse ganz wesentlich. Das „Kloster“ wurde umgebaut zu einer öffentlichen Volksschule mit 8 Lehrsälen und Nebenräumen, die Sebastianikapelle abgerissen und an ihrer Stelle ein Anbau mit Schülertoiletten errichtet.


Die Gemeinde errichtete für die Englischen Fräulein als Ausgleich ein Wohngebäude im Institutsgarten an der Klostergasse 4. 1971 zog die Volksschule in eine neue Grund- und Hauptschule an der Lugenzstraße 23 um. Wenige Grundschulklassen verblieben in der nunmehrigen „alten Schule“. 1973 wurde das Institut der Englischen Fräulein in Birnbach wegen Nachwuchsmangel aufgelöst, in einem Festakt wurden die letzten Schwestern am 11. August 1973 verabschiedet.


1997 schließlich fand die seit 1971 im ehemaligen Kloster untergebrachte Kindergartengruppe in einem Kindergartenneubau an der Klostergasse eine neue Heimat.

Bis zum Jahr 2000 wurden immerhin noch zwei Grundschulklassen im ehemaligen Kloster unterrichtet. Danach diente das Gebäude als Probenraum für Theater- u. Musikgruppen, teilweise wurde es auch für kirchliche und für gewerbliche Zwecke genutzt.

Ab dem Jahr 2013 wird die historische Dauerausstellung „1200 Jahre Bad Birnbach“ in zwei Räumen des ehemaligen Klosters gezeigt. Sie entstand aus der vom 10. Juni bis 07. Oktober 2012 im Rahmen der 1200-Jahrfeiern Bad Birnbachs im Artrium präsentierten temporären Ausstellung.