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Schaeffler13

Es hat alles gepasst

Traditioneller Schäfflertanz

Traditioneller Schäfflertanz

Schäffler tanzen Alltagswahnsinn weg

Herrliches Wetter aus der Kategorie „Goldener Herbst“ ließ die sanften Hügel rund um Asenham in warmen Herbstfarben erstrahlen und so für die auswärtigen Gäste bereits die Hinfahrt in das schöne Seitental der Rott zum Erlebnis werden. 

Vor dem großen Auftritt stellten sich die Schäffler zum Gruppenfoto vor dem Wirtstadl auf.
Vor dem großen Auftritt stellten sich die Schäffler zum Gruppenfoto vor dem Wirtstadl auf.
Feierten gemeinsam Gottesdienst: Die Asenhamer Schäffler udn ihre Ehrengäste (vorne v.l. 2. Bürgermeister Franz Thalhammer, Bürgermeisterin Dagmar Feicht mit Ehemann Martin, Ehrenbürger Josef Hasenberger mit seiner Ehefrau Rita.
Feierten gemeinsam Gottesdienst: Die Asenhamer Schäffler udn ihre Ehrengäste (vorne v.l. 2. Bürgermeister Franz Thalhammer, Bürgermeisterin Dagmar Feicht mit Ehemann Martin, Ehrenbürger Josef Hasenberger mit seiner Ehefrau Rita.
Pfarrer Hans Heindl zelebrierte den Gottesdienst, den die Schäffler mitgestalteten und auch die Ministranten stellten.
Pfarrer Hans Heindl zelebrierte den Gottesdienst, den die Schäffler mitgestalteten und auch die Ministranten stellten.
Gemeinsam zog man zum Dorfplatz.
Gemeinsam zog man zum Dorfplatz.
Bei der Begrüßung: v.l. Tanzmeister Josef Auer, „Wirt“ Josef Birndorfer, das Münchner Kindl Selina Achatz-Riedewald, Schäfflermeister Xaver Maier, Bürgermeisterin Dagmar Feicht mit Ehemann Martin, Pfarrer Hans Heindl und 2. Bürgermeister Franz Thalhammer.
Bei der Begrüßung: v.l. Tanzmeister Josef Auer, „Wirt“ Josef Birndorfer, das Münchner Kindl Selina Achatz-Riedewald, Schäfflermeister Xaver Maier, Bürgermeisterin Dagmar Feicht mit Ehemann Martin, Pfarrer Hans Heindl und 2. Bürgermeister Franz Thalhammer.
Die Blaskapelle Gerleigner umrahmte sowohl den Gottesdienst, als auch die Aufführungen musikalisch.
Die Blaskapelle Gerleigner umrahmte sowohl den Gottesdienst, als auch die Aufführungen musikalisch.
Sie gehören zum Schäfflertanz dazu: Die beiden Boijazl und der Bräunl.
Sie gehören zum Schäfflertanz dazu: Die beiden Boijazl und der Bräunl.
Auf dem Dorfplatz stellten sich die Schäffler auf.
Auf dem Dorfplatz stellten sich die Schäffler auf.
Schäfflermeister Xaver Maier schwang den Reifen.
Schäfflermeister Xaver Maier schwang den Reifen.
Dem Betrachter bot sich eine eindrucksvolle Kulisse. Hunderte Besucher kamen nach Asenham.
Dem Betrachter bot sich eine eindrucksvolle Kulisse. Hunderte Besucher kamen nach Asenham.
Die Kaiserkrone ist einer der Höhepunkte beim Schäfflertanz.
Die Kaiserkrone ist einer der Höhepunkte beim Schäfflertanz.
Das Münchner Kindl schaut den Bindern bei der Arbeit zu.
Das Münchner Kindl schaut den Bindern bei der Arbeit zu.

Der Tradition folgend, gab es zunächst einen Gottesdienst, den Pfarrer Hans Heindl zelebrierte. Er fragte sich, wieso ausgerechnet sieben Jahre zwischen den Schäfflertänzen liegen und lieferte gleiche einige mögliche Antworten mit. „Die Sieben steht für Vollkommenheit und Fülle“, sagte er. Teile man sie auf, stehe die Drei für Vollständigkeit und die Vier für Ordnung in den heiligen Zahlen. Schließlich sei die Welt in sieben Tagen erschaffen worden, sagte Heindl und verwies auf unzählige weitere Beispiele in der Heiligen Schrift. Auch das Buch mit den sieben Siegeln fehlte in der Aufzählung nicht, wobei das siebte Siegel für das Ende der bisherigen Welt steht. Zähle man drei göttliche Tugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung) und vier weltliche Kardinaltugenden (Gerechtigkeit, Klugheit, Mäßigkeit, Stärke) zusammen, komme man wieder auf die Sieben, wobei den Tugenden die sieben Todsünden gegenüberstünden. Wenn Vollständigkeit und Ordnung perfekt seien, dann sei Vollkommenheit gegeben, sagte Heindl mit Blick auf die akribische Vorbereitung der Schäfflergruppe und beendete damit das himmlische Zahlenspiel. Mit dem Gottesdienst, den die Schäffler mitgestalteten, wurde den Verstorbenen, besonders auch aus der Schäfflergruppe, gedacht.

Anschließend zog man gemeinsam zum Dorfplatz, wo bereits Hunderte Besucher warteten. Krieg, Corona und viele Unsicherheiten erwähnte Tanzmeister Josef Auer in seiner Begrüßung. „Was uns im Alltag beschäftigt, ist Wahnsinn“, sagte er. Dennoch: Die 128 Jahre alte Tradition der Asenhamer Schäffler wollte man nicht brechen. „Der Schäfflertanz ist unser ganzer Stolz“, sagte Auer. Was sonst ein halbes Jahr Vorlauf hat, musste heuer in sehr kurzer Zeit einstudiert werden. Die Frage „Pack ma's oder pack ma's ned“ stellte sich demnach nur pro forma, denn man war sich einig. 2Einmalig, auf diese Mannschaft bin ich unendlich stolz“, freute sich Auer. Schirmherrin war Bürgermeisterin Dagmar Feicht. Sie erinnerte an das fröhliche Schirmherrnbitten und beleuchtete die Geschichte des Schäfflertanzes.

„Die Geschichte der Asenhamer Schäffler ist alt, sehr alt sogar. Kramer Reßlhuber und Landwirt Franz Hartl, beide aus Asenham sowie Alois Stöger aus Sturzholz waren es, die den Schäfflertanz in das schöne, verschlungene Seitental der Rott gebracht haben. Wir wissen aus der Überlieferung, dass Franz Hartl seinerzeit in München gearbeitet hat. Er war es, der die Tanzfiguren genau studiert und auch aufgezeichnet hat. Gemeinsam mit Reßlhuber und Stöger besuchte er Aufführungen des Münchner Schäfflertanzes. 1894 war es schließlich soweit: Die Schäffler traten das erste Mal auf – und sie tun es gottlob heute noch!“, freute sie sich. Feicht lobte die Gruppe, die im Hochsommer im Wirtstadl schweißtreibende Proben absolvierte und kam auch auf den Umstand zu sprechen, dass Fotos aus dem Jahr 1949 aufgetaucht sind. Dieses Schäfflerjahr tauchte bisher in der Chronik nicht auf. Es sei aber gar nicht so wichtig, ob es nun die 16. oder 17. Ausgabe des Schäfflertanzes sei. Wichtig sei, dass die Leute einen schönen Grund hätten, aus dem Haus zu gehen und sich zu treffen, sagte sie. Den ersten Tanz widmete Josef Auer dem verstorbenen, langjährigen Vortänzer Fritz Aigner sen. Dann war Schäfflermeister Xaver Maier an der Reihe. Während Josef Auer an diesem Tag Geburtstag feierte, beging Xaver Maier ein kleines persönliches Jubiläum. Seit 50 Jahren ist er bei den Schäfflern. Damals hat er freilich noch nicht getanzt, aber als „Boijazl“.

Der Schäfflerspruch, in dem es um Pest und schwere Zeiten geht, habe ihn noch nie so nachdenklich gemacht wie heuer, gestand Xaver Maier. Dann schwang er den Reifen, und die Aufführungen konnten mit dem Laubentanz beginnen. Es folgten das „große Gartenhaus“, das „kleine Gartenhaus“, der Schlangentanz, die Königskrone, der Kaiserkranz und der erweiterte Kaiserkranz. Alttanzmeister Josef Maier sen. zeigte sich nach dem geglückten Auftakt „stolz auf die Truppe“. Nach kurzen Pausen wurden noch zwei Mal getanzt, wobei sich im dritten Anlauf auch einige Ersatztänzer auf die Bühne begaben. Musikalisch wurden sowohl der Gottesdienst, als auch der Schäfflertanz von der Blaskapelle Gerleigner umrahmt. Unterstützung bekamen die Schäffler aus der Wirtschaft. Ein besonderer Dank galt Maria Weiss, die dafür sorgte, dass das Schäfflergewand wie angegossen passte.

Das waren die Rollen: Schäfflermeister Xaver Maier, Tanzmeister Josef Auer, Münchner Kindl Selina Achatz-Riedewald, Wirt Josef Birndorfer, Kellnerin Sophia Birndorfer, Binder Josef Obermeier sen. und Muck Sigl, Bräunl Bernhard Hochwimmer, Boijazl Simon Hoos und Martin Huber, Kreuzlbub Max Maier, Jungschäffler Georg Levin, Stefan Maier, Simon Kaisersberger und Tobias Spöckmer.

Geschichte

Um die Entstehung des Schäfflertanzes ranken sich einige Legenden. So wird vielfach das Jahr 1517 genannt. Die Schäffler seien in München ausgezogen, um nach der Pest wieder Lebensmut zu verbreiten. Nun, einen Nachweis dafür gibt es nicht. Während es hier also durchaus unterschiedliche Auffassungen gibt, ist der Weg des Schäfflertanzes nach Asenham eindeutig nachvollziehbar.  Im 19. Jahrhundert wurde der Tanz durch Schäfflergesellen auf Berufswanderschaft vor allem im südostbayerischen Raum verbreitet. Das Wissen um den Schäfflertanz brachten Kramer Reßlhuber und Landwirt Franz Hartl, beide aus Asenham, sowie Alois Stöger aus Sturzholz ins Rottal. Sie hatten zuvor die Aufführungen in München besucht und dann diese Tradition nach Asenham gebracht, wo 1894 erstmals und dann − mit Ausnahme der Kriegszeit − alle sieben Jahre getanzt wurde.

So spielte die Musik beim Schäfflertanz anno 1912 auf.
So spielte die Musik beim Schäfflertanz anno 1912 auf.
Auf der Rückseite ist vermerkt: Schäffleraufführung bei Kirschner, evtl. 1938
Auf der Rückseite ist vermerkt: Schäffleraufführung bei Kirschner, evtl. 1938
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1949
Schäffler Asenham 1958
Schäffler Asenham 1958
Schäffleraufführung 2015
Schäffleraufführung 2015